... Einzeln und frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald
Unsere nächste Ausstellung widmete sich thematisch genau diesen Zeilen nach dem Gedicht des türkischen Dichters Nazim Hikmet.
Gneisenaustraße 80 in Berlin. Das Fassadenbild nach einem Gedicht von Nazim Hikmet: “Leben einzeln und frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald ist unsere Sehnsucht”. Anfang der 1980er Jahre fiel das Bild an dem schlichten Gebäude in West-Berliner Kreuzberg besonders auf. Der Text unter dem Bild in deutscher und türkischer Sprache war poetisch wie revolutionär zugleich.
Gerade in der Zeit, in der die Stadt eine politische Metamorphose erlebte, strahlte der Text eine ungewöhnliche Schönheit. Während die Stadt überwiegend von Hausbesetzerszene geprägt war (im Juni 1981 waren es 165 Häuser in ganz West-Berlin), war die westdeutsche Debatte über die geringe Integrationsbereitschaft der damals 1,5 Millionen „türkische Gastarbeiter“ oder einfach nur „Türken“ und „Ausländer“, wie man damals noch sagte, im Hintergrund geraten. Der Entwurf und Ausführung des Fassadenbildes stammt von dem iranischen Künstler Akbar Behkalam*.
Nazim Hikmet: "Die Einladung" Vorgestellt von Theo Schneider Er war ein Kerl wie ein Baum, sagt man: Der türkische Dichter Nâzım Hikmet, der die meiste Zeit seines Lebens in türkischen Gefängnissen oder außerhalb der Türkei im Exil verbrachte. Und dennoch der wichtigste türkische Dichter des 20. Jahrhunderts wurde. In der Türkei kennt jeder seinen Namen, aber wenige kennen tatsächlich seine Werke, die erst 15 Jahre nach Hikmets Tod dort erscheinen durften. Ein Kerl wie ein Baum, rotblond, blauäugig - er, der oft Bäume in seinen Gedichten erwähnte, hatte zum Teil auch deutsche Vorfahren. Sein berühmtestes und meistzitiertes Gedicht endet mit einem Lob der Solidarität unter den Bäumen: „Einsam und frei wie ein Baum, brüderlich zusammen stehen wie ein Wald“. Das ist ein schönes poetisches Bild. Dachten wir alle. Bis wir von den neuen Forschungen der Baumbiologie hörten, die belegen, dass sich Bäume tatsächlich gegenseitig helfen.
Im Galopp aus dem fernen Asien kommend, dass die Knechtschaft von Menschen durch Menschen endet:
staltungen aufrufen oder als Grafitti an Mauern gesprüht werden. https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/am-samstagnachmittag/gedichte-und-ihre-geschichte-nazim-hikmet-die-einladung-davet-swr2-am-samstagnachmittag/-/id=10710046/did=19815130/nid=10710046/103kb5a/index.html
*Akbar Behkalam wurde 1944 in Iran geboren. Von 1961 bis 1964 studierte er Kunst an der Hochschule der Künste Tabriz im Iran. Nach seinem Militärdienst zog er nach Istanbul und studierte dort Freie Kunst. Von 1972 bis 1974 lebte er in Paris, Frankfurt, Rom und Berlin. 1974 ging er in den Iran und unterrichtete an der Kunsthochschule Tabriz. 1976 kam er zurück nach Berlin und seit dem lebt er dort. Seit 1989 hat er zudem ein Atelier in Brandenburg. |
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